In dem ansprechend und übersichtlich aufgemachten Buch gelingt es Arne Winter und Lynn Lausen von Beginn an, den Lesenden zu ermutigen, sich ohne Vorbehalte an das Geschichtenerzählen heran zu wagen. Dabei ist sehr zu spüren, dass die Geschichten und die Hinweise zum Erzählen ganz aus der eigenen Erfahrung kommen. Sehr authentisch und dabei freilassend und zum eigenen Weg ermutigend. Dabei ist augenscheinlich, dass für sie das Erzählen am Feuer besonders im Vordergrund steht und dort viele Aspekte vermittelt werden können, die zum „Menschsein“ gehören. Am Schluss des Buches findet sich ein Satz, der die Intension des Buches sehr schön auf den Punkt bringt: „Alles was wir erzählen, durchleben wir noch einmal und es verankert sich so in unserem Inneren.“
Ja, das Buch und sein Aufbau sind selbst wie eine Geschichte. Eine Geschichte, die erzählt, wie 2 Menschen zusammen eine Gestaltung eines solchen Buches entwickeln können und durch die Auswahl vielfältiger Geschichten – ganz unterschiedlicher Genres – und Übungen einen Faden entwickeln, der in lockerer, „kojotenhafter“ Weise den Lesenden an die unterschiedlichsten Aspekte des Erzählens heranführt. Durch das jeweilige „Leittier“ vermitteln Lynn und Arne in kreativer, persönlicher Art, wer gerade erzählt/schreibt und gleichzeitig fließt ihr Schreiben in den Übungsanleitungen auch wie selbstverständlich ineinander.
Inhaltlich finden sich Geschichten, die wie nebenbei Wissen über Tiere und Vögel vermitteln und einladen auf bestimmte Besonderheiten in der Umgebung zu achten. Ebenso auch Trickstergeschichten, Schelmische Geschichten, Weisheitsgeschichten, die etwas über die eigenen Fähigkeiten erzählen/herauslocken oder auch mal eine befreiende Geschichte mit Fäkalsprache und Sexualität betrifft. Es gelingt den beiden die unterschiedlichen Geschichten sehr geschickt für die Vermittlung der Erzählinhalte einzusetzen, ergänzt durch eingestreutes Wissen über neurologische Grundlagen, wie Erzählen wirkt. Die Bandbreite der Erzählungen umfasst viele indianische Märchen und Kunstmärchen, die sie auf ihre eigene Weise wiedergeben – und in der auch sie als Erzähler*in durchschimmern, gleichzeitig aber auch ihre Herkunft würdigen. Daneben sind aber auch Erzählungen aus Europa, Asien oder Afrika eingewoben.
„Verspielt sein! Lass dich mitreißen von der Geschichte,….“ Dies Zitat aus ihrem Buch macht deutlich, wie ansteckend in ihrem Buch die Freude am Vermitteln von Aspekten des Lebens wirkt, wie es sich in der Natur, mit den Tieren und unter den Menschen zeigt und ausdrückt – und wie sie es in ihrer Wildnis Praxis mit Kindern und Erwachsenen erleben.
Unterstrichen wird das Eintauchen in die Märchenwelt durch sehr schöne, bewegte Aquarelle, die jedes für sich bereits eine Geschichte erzählen und in ihrer Schlichtheit dem Betrachter sowohl Eindruck, wie auch Offenheit vermitteln.
Schließlich findet sich am Schluss auch eine angenehm übersichtliche und gleichzeitig vielfältige Quellen- und Buchangabe, einladend und ausreichend.
Wer also in der Natur arbeitet oder arbeiten möchte und sich mit dem Erzählen vertraut machen will, welches sich in dieses Naturerleben einfügt und dieses unterstützt und aufschließt, dem sei dies Buch von Herzen empfohlen.
Volker Patalong
www.birkennase.de
Arne Winter (Text), Lynn Lausen (Illustrationen)
Erzähl mir was. Geschichtenerzählen als Methode des Naturmentorings.
236 Seiten, 19 x 19 cm, Softcover
durchgehend farblich gestaltet, mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-947831-49-4
Artikel-Nr. 79-3149
25,00 € (D) / 25,70 € (A)
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