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Meine Welt war wohl eine aus zweiter Hand, eine Welt des Lesens und des Schreibens.Walter Jens

Heute feiern wir den 100. Geburtstag von Walter Jens einem deutscher Altphilologen, Literaturhistoriker, Schriftsteller, Kritiker und Übersetzer. Er war Ordinarius für Rhetorik an der Eberhard Karls Universität Tübingen (1963–1988), Präsident des PEN-Zentrums Deutschland (1976–1982 und 1988–1989) und Präsident der Akademie der Künste in Berlin (1989–1997).
Vielseitig begabt und nach eigener Aussage „ein ganz ordentlicher Schreiber“, der sich schon als kleiner Junge ausgiebig mit Literatur befasste. Er war Asthmatiker und von krummem Wuchs, also nicht der Junge, der zum Spielen auf der Straße geholt wurde. Zum Spielen mit den Worten aber schon, denn man hörte ihm sehr gerne zu und er konnte durch seine Wortgewandtheit fesselnd überzeugen.
Seine Welt war also eine aus zweiter Hand, eine erlesene, eine des Schreibens und sich mit den Worten auseinandersetzende. Gedankenspiele, voller Fantasie, angelehnt an Lessing mochte er.
Seine Neugierde auf alles was das Leben ausmacht hat er bis ins hohe Alter nicht verloren.
Er liebte es, Sätze so zu erarbeiteten, dass die Essenz, ein Konzentrat entstand, das dem Leser/dem Zuhörenden die größtmögliche Freiheit eigenen Denkens auf der Basis fundiertem Handwerks zuteil werden lies.
Er selber bezeichnete sich einmal folgendermaßen:
„Lieber ein Tagelöhner auf der Welt, als ein König im Reich der Schatten.“ O-Ton Walter Jens

Wer ihn kannte bezeichnete ihn als neugierig, humorvoll, ja verspielt albern, als einen der sein Handwerk versteht, zuhören kann und gerne auf die Antike zurück gereift.
Jens bezeichnete den Menschen als Ungeheuer mit seiner ungeheuren, unbändigen Kraft. Die Moral sei der Technik nicht nachgekommen, sagte er einmal und auf die Frage, warum er gerne auf die Antike zurück greift antwortete er, dass sich das Verhältnis von Gestern und Heute so viel unmittelbarer zeigen lasse, viel präsenter als aus der Gegenwart heraus. Wie mit Hilfe einer Folie, über das Jetzt gelegt, klar und deutlich erkennbar. Das antike Menschenbild sei für die Gegenwart verpflichtend.

Er liebte Kafka, Kleist, Brecht, Marx, Mann und hätte sich sehr gerne einmal mit Heine unterhalten, ihm gelauscht.
Obwohl er nie in einer Partei war, war er politisch und obwohl er sehr christlich war, kritisierte er den Prunk und die Abnormitäten der Kirche. In der ruhigen Provinz lebend und mit seiner Frau eine perfekte literarische/menschliche Einheit bildend, konnte er sich ausruhen, um dann hinaus zu gehen und das literarische Leben mit jedem Atemzug oder mit Käse und Wein zu genießen.
Er war voller Überzeugung, voller Hingabe Pädagoge und Lehrer, auch um von den studierenden zu lernen.
„Ich werde älter und lerne, und lerne dazu. Die Jungen sollen es anders machen, und sie machen es besser anders je unangepasster die Alten in ihrer Ruhe und Ihrer konsequenten Haltung sind.“ (Jens)
Reibung erzeugt Wärme, nicht die Gleichartigkeit.
Er liebte die einträchtige Zwietracht, die Herausforderung, die freiwillige Selbstbeschränkung, die er bis auf die hinterste Ecke auszudehnen vermochte.
Zu seinen Fehlern stand er offen, denn vom „Wegreden“ hielt er überhaupt nichts. Voller Güte, Freundlichkeit und Weisheit ging er mit sich und der Welt ins Gericht, rhetorisch immer auf höchster Stufe stehend und sehr gerne Unmengen von Fremdwörtern verwendend, was man ihm oft ankreidete. Den Geheimnissen der Sprache auf der Spur, bis zu seiner Demenz, die ihn langsam zerbrach.
Feiern wir also heute einen vielseitigen Wortspezialisten und Menschenfreund!

Quellen:
Wikipedia
Youtubebeiträge:
https://www.youtube.com/watch?v=YC1-YyXhcVs
https://www.youtube.com/watch?v=3zHOd-B4iT0

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