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Heute feiern wir den 150. Geburtstag von Jakob Wassermann

Jakob Wassermann wurde am 10.03.1873, als ältester Sohn eines jüdischen Spielzeughändlers, in Fürth geboren.
Aufgewachsen unter dem Schatten des frühen Todes seiner Mutter, welchen er in seiner Erzählung “Schläfst Du Mutter?“ später verarbeitet, verlaufen die ersten Jahrzehnte seines Lebens trostlos. Das Verhältnis zur Stiefmutter, sein Vater heiratet wieder, ist von purem Hass seitens der Stiefmutter geprägt, so dass sich Jakob Wassermann meistens auf den Fürther Straßen herumtreibt. Sein Vater, der nahezu hysterisch ablehnend auf die frühen literarischen Versuche Jakobs reagiert, drängt ihn zu einer kaufmännischen Ausbildung, die er abbricht, da er sich zum Schreiben und Erzählen berufen fühlt. Schon als kleiner Junge schult er sein Erzähltalent, indem er seinen Bruder (als Gegenleistung dafür, dass dieser nicht verrät, dass er schreibt) nächtelang mit Fortsetzungsgeschichten unterhält.
Taucht Jakob auf der Strasse auf, so wird er gleich von bettelnden Kindern umringt, die seine Geschichten hören wollen. Um dem Hunger zu entgehen, kommt Jakob eine Idee, er stoppt seine Erzählungen an der spannendsten Stelle und bittet um „Bezahlung“, welche bereitwillig in Naturalien ausfällt.
Nach Abschluss der Königlichen Realschule in Fürth und dem Abbruch der Kaufmannslehre in Wien, kommt er nach einem Jahr Militärdienst bei einer Versicherung unter. Wenig später begegnet er dem Münchner Verleger Albert Langen, welcher ihn in die Redaktion der Zeitschrift „Simplicissimus“ aufnimmt. Bei Langen darf er endlich Schreiben und Veröffentlichen. Nach seinem Erstling „Melusine – Ein Liebesroman“ (1896) veröffentlicht Langen weitere Prosaarbeiten, darunter den Roman „Die Juden von Zirndorf“ (1897, Neuausgabe 1906) und eine Chronik aus dem 17. Jahrhundert über das Leben des Shabbetaj Zvi, mit einer anschließenden Beschreibung der jüdischen Gemeinde in der fränkischen Kleinstadt im 19. Jahrhundert.
In München, wo Wassermann fast drei Jahre wohnt, lernt er Thomas Mann und Rainer Maria Rilke kennen, zu denen er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Ende 1897 beginnt er Feuilletons und Theaterberichte für die Frankfurter Zeitung zu schreiben und siedelt in deren Auftrag später nach Wien, wo er sich den Dichtern des Jung-Wien anschließt, besonders Arthur Schnitzler.
Mit Beginn des Jahres 1900 endet Jakobs Tätigkeit für die Frankfurter Zeitung, da ihm u. a. vorgeworfen wird, nicht neutral Bericht zu erstatten. Schnell kommt er bei dem Berliner Verlag Samuel Fischer unter, bei dem 1901 der Roman „Die Geschichte der jungen Renate Fuchs“ erscheint. Seit Beginn seiner literarischen Tätigkeit verfasst er parallel journalistische bzw. essayistische Texte (unter anderem „Die Kunst der Erzählung“, 1904) und erzählerische Arbeiten, die aber kaum ein Echo finden. Selbst der von der Kritik positiv aufgenommene Roman „Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“ (1908) verkauft sich anfangs nur schlecht, erst kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges, vollendet er einen Roman, der eine hohe Auflage erreicht: „Das Gänsemännchen“ (1915). Das Werk ist eine Anklage gegen die Philistrosität des Kleinbürgertums, das den Genius verfolgt und vernichtet.
Nach Kriegsende schreibt er weiter und widmet den zweibändige Roman „Christian Wahnschaffe“ (1919, Neuausgabe 1932) seiner neuen Lebensgefährtin Marta Stross. Mit ihr, einer Schriftstellerin, übersiedelt er 1919 nach Altaussee, nachdem er seine Frau verlassen hat. Ein Echo des Beziehungskonflikts klingt im Roman „Laudin und die Seinen“ (1925) nach. Marta wird 1926 Jakobs zweite Frau und seine erste Biographin. In Altaussee pflegte er freundschaftlichen Umgang mit Hugo von Hofmannsthal.
In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren gewinnt Wassermann mit mehreren Romanen Weltruhm. Seine Werke, die noch heute in zahlreichen Ausgaben verbreitet sind, besitzen ihren Wert auch als Dokumente ihrer Epoche. Von der Psychoanalyse und dem Stil Dostojewskis beeinflusst, spürte Wassermann beim Schreiben subtil den Seelennuancen seiner Figuren nach, was beim Lesen trotz der für die heutige Zeit etwas kantigen Sprache, uns Lesende in die Geschichte eintauchen lässt.
In der Überzeugung, er könne durch Literatur ein neues Menschentum fördern, kämpfte er gegen jede Form von Trägheit des Herzens und für den Triumph der Gerechtigkeit.
Wassermann stirbt vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, was ihn als Juden vor vielem noch schlimmeren bewahrt haben mag, als ihn zu Lebzeiten an Hass, Antisemitismus, und Abneigung entgegengesetzt wurde.
Das Grab von Jakob Wassermann befindet sich auf dem Friedhof Altaussee in Österreich.
Quellen:https://www.br.de/themen/religion/juden-bayern-wassermann-100.html
https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Jakob_Wassermann
http://jakob-wassermann.de/ueber/homann.htm
https://literaturkritik.de/id/9022

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