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Geburtstag von Hans Christian Andersen

Wir gratulieren Hans Christian Andersen zu seinem Geburtstag, denn heute wäre der 1805 in Süddänemark geborenen Dichter und Schriftsteller 217 Jahre alt geworden. Von ihm stammt der Satz:
„Das Leben eines jeden Menschen ist ein von Gotteshand geschriebenes Märchen.“
Aber nicht nur Märchen hat Hans Christian Andersen verfasst, sondern auch eine Reihe Gedichte und Verse.
Sein erstes veröffentlichtes Gedicht, welches er gegen Ende seiner Lehrzeit im jugendlichen Alter verfasste, beschreibt das Sterben aus der Sicht eines Kindes. Diese Art der Betrachtung behielt Andersen auch bei seinen Märchen bei.

23 Jahre vor Andersens Geburt beschreibt der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe das Sterben eines Jungen in ähnlich bedeutender Form.

Allerdings wird ein großer Unterschied beider Gedichte beim Lesen sofort klar.
Ist Goethes Gedicht düster, ja finster beschrieben, so hat man bei dem Gedicht „Das sterbende Kind“ von Andersen, einen hoffenden, tröstenden Eindruck.

Obwohl beide die Szenen sehr dramatisch und gefühlvoll beschreiben, lässt uns Andersens Gedicht melancholisch, aber beruhigt und friedlich zurück.

Diese Melancholie und Feinsinnigkeit, macht Andersen aus und zwischendurch blitzt, fast schalkhaft die Auseinandersetzung mit dem Wesen des Menschen im politisch, gesellschaftlichen Raum seiner Zeit auf.
Andersens Texte machen etwas mit dem Lesenden und wer Andersen erzählt, spürt Ihn fast neben sich stehen.
Seine Art und Weise des Schreibens unterscheidet sich von den Grimmsche Märchen, auch wenn der Gedanke aufkommt, das Andersen des öfteren ähnliche Motive für seine Texte nutzte. Es lohnt sich sich mit der Person Andersen und seinen Texten zu befassen!
Viel Spaß!
Zur Feier des Tages setze ich Andersens und Goethes Gedichte hier an.

Der Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron‘ und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel‘ ich mit dir;
Manch‘ bunte Blumen sind an dem Strand
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ –

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht
Was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. –

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ –

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh‘ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. –

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.“ –
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –

Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind
Er hält in Armen das ächzende Kind
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
Goethe 1782

DAS STERBENDE KIND

Mutter, ich bin müde, lass in Deinen
Treuen Armen schlummern nun dein Kind,
Doch versprich mir erst nicht mehr zu weinen
Heiss und brennend Deine Tränen sind
Hier ist es kalt, und draussen Stürme wehen,
Doch im Traum ist alles licht und klar,
Engelkinder hab ich dort gesehen,
Immer wenn mein Aug geschlossen war.
Sieh! Da steht schon eins an meiner Seite,
Hör, wie süss es klingelt, Mutter, sieh
Doch die Flügel, weiss und glänzend beyde!
Mutter, gab ihm unser Vater die?
Gold und Blumen mir vor Augen schweben
Gottes Engel streut sie um mich aus.
Sag, bekomm ich Flügel auch im Leben,
Oder erst in seinem Sternenhaus?
Warum drückst Du meine Hand zusammen,
Warum so an meine, Deine Wang?
Sie ist nass und brennt doch wie die Flammen,
Bey Dir bleib ich ja mein Lebelang.
Laszt nur deine Thränen nicht mehr fliessen
Musz auch weinen, wenn Du traurig bist.
O wie müd! – Es will mein Aug sich schliessen
Sieh doch – sieh – wie auch der Engel küszt.
Hans Christian Andersen

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